Der Ehrenmord an Morsal Obeidi / 15. Mai 2011

Am 15. Mai 2008 wurde Morsal Obeidi ermordet

Peri Verein für Integration und Menschenrechte e. V. nimmt den Jahrestag des Todes der sechzehnjährigen Deutsch-Afghanin zum Anlass, um der Ermordeten zu gedenken und die Umstände in Erinnerung zu rufen, die zu diesem Verbrechen geführt haben.

Morsal litt viele Jahre lang unter ihren gewalttätigen Verwandten und kam durch den eigenen Bruder ums Leben. Während der Täter für sich selbst in Anspruch nahm, ein Leben führen zu dürfen, dessen feste Bestandteile Bordellbesuche und Kriminalität waren, wurde Morsal ein freies und selbstbestimmtes Leben verwehrt. Ihr "Verbrechen" war, sich zu sehr der "westlichen Lebensart" angenähert zu haben. Im Hamburger Stadtteil St. Georg wurde ihr Leben mit mehr als 20 Messerstichen beendet.

Morsal Obeidis Schicksal ist alles andere als ein Einzelfall. So genannte "Ehrenmorde", oft als "Familiendramen" verharmlost und missverstanden, geschehen immer wieder. Oft bleiben sie, als Selbstmorde oder Unfälle getarnt, unentdeckt. Und oft stellen sie lediglich eine letzte Eskalation der Gewalt dar, die zuvor schon jahrelang ungehindert ausgeübt wurde.

Die Opfer finden kaum Gehör und Unterstützung von Seiten der staatlichen Stellen. Im Gegenteil: Die Täter können wegen kulturellen Unterschieds oder schwerer Provokation ihrer Frauen, Töchter oder Schwestern auf Strafmilderung hoffen. Dieses Rechtsempfinden ist ein Hohn für die Opfer und dieses System lässt die Opfer im Stich.

Peri e. V. möchte zu diesem Anlass in Erinnerung rufen, dass zu dem Mord an Morsal Obeidi zahlreiche zustimmende Äußerungen aus ihrem Umfeld dokumentiert sind - wie in vielen anderen vergleichbaren Fällen auch. So wurde beispielsweise auch bei dem "Ehrenmord" an Hatun Sürücü in Berlin im Jahr 2005 die Tat durch türkischstämmige Schüler gerechtfertigt und begrüßt.

Daher sind auch alle Äußerungen von Politikern und Journalisten, die "Ehrenmorde" mit "Familiendramen" gleichsetzen wollen, inhaltlich falsch und kontraproduktiv.

Peri e. V. wendet sich gegen jede Form von Geschlechterapartheid und Relativierung religiös-kulturell bedingter Gewalttaten. Der Kampf gegen die Gewalt kann nur dann gewonnen werden, wenn wir damit aufhören, die Täter isoliert zu betrachten, sondern entschlossen und ohne Ängste den Überzeugungen und "Werte" Vorstellungen, die im sozialen Umfeld der Täter herrschen, entgegentreten.

Bundesweit und täglich suchen Betroffene u. a. von häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch, heterosexuelle sowie homosexuelle Frauen und Männer als Opfer "arrangierter" Ehen bzw. von Zwangsverheiratungen peri e. V. auf, um Schutz und Hilfe zu bekommen. Das Alter der Opfer liegt in der Regel zwischen 13 und 38 Jahren.

Peri e.V. ist ein gemeinnütziget Menschenrechtsverein,  der durch Kampagnen, Öffentlichkeitsarbeit und Einzelfallhilfe betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. Unsere Arbeit lebt von Ihrer Spende - helfen Sie uns, damit wir weiter helfen können! 

 

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